Selbstfürsorge: Das Ende vom Ehrenamt vorbereiten

Ein Beitrag von Dr. Ursula Esser

Zuletzt aktualisiert am 6. Dezember 2024

Menschen in der Selbsthilfe, die sich ehrenamtlich engagieren, tun dies in der Regel nicht nur, weil sie etwas Gutes tun möchten, sondern auch, weil sie aus der eigenen Betroffenheit heraus agieren, das Krankheitsbild und seine Auswirkungen sichtbarer machen und die Akzeptanz in der Gesellschaft stärken möchten. 

 

Obwohl die Kombination von Erkrankung und Ehrenamt ein hohes Maß an Selbstdisziplin und Anstrengung erfordert, empfinden die meisten Selbsthilfeaktiven ihr Engagement als persönlich bereichernd. Die Gemeinschaft gibt ihnen Halt, sie üben Einfluss aus, werden zu Entscheidungsträger*innen und erlangen damit nicht selten Anerkennung und Bekanntheit. 

Eine regelmäßige Selbsteinschätzung kann beim Abschied helfen.

Umso schwerer fällt es, die ehrenamtliche Position aufzugeben und sich von der Rolle zu verabschieden, die einem über einen langen Zeitraum hinweg Identität und Sinnhaftigkeit verliehen hat. Hinzukommt, dass viele Menschen während ihres Ehrenamts den Freundeskreis vernachlässigen oder Hobbys aufgeben. 

 

Es ist deshalb von enormer Bedeutung, sich im Laufe des Engagements regelmäßig kritisch zu hinterfragen. Um diese Selbstreflexion zu erleichtern, haben wir im Rahmen unseres Lernprogramms Selbsthilfe BEWEGEN einen Fragebogen zur Selbsteinschätzung entwickelt.

Der Fragebogen soll Selbsthilfeaktive dabei unterstützen, das Ausscheiden aus dem Ehrenamt vorausschauend vorzubereiten – insbesondere diejenigen, die sich in Entscheidungspositionen wie Vorstand und Beirat engagieren.

 

Bewegen sich die meisten Antworten im Bereich von 25 bis 50 Prozent, so besteht Handlungsbedarf. Je nachdem welche Aspekte besonders schlecht abschneiden, gehen Sie wenig ressourcenschonend mit sich selbst um. Oder Sie haben Familie, Freund*innen und private Aktivitäten neben der Selbsthilfe vernachlässigt. Dann besteht das Risiko, dass der Lebenssinn verloren geht und Sie mit Ende der ehrenamtlichen Tätigkeit in eine Identitätskrise geraten.

 

 

Um dem vorzubeugen, sollten Sie Ihr Leben neben dem Ehrenamt kontinuierlich pflegen und bewusst in den Fokus stellen. Ermutigen Sie sich, ohne Zukunftsängste stolz auf die eigenen Erfolge zurückzublicken. Jede*r hinterlässt Spuren und hat etwas geprägt, das er oder sie weitergeben kann. Die eigene Wertschätzung erleichtert den Übergang in die nächste Lebensphase.

Dr. Ursula Esser hat das „Institut für Bildung, Entwicklung und Beratung“ gegründet und berät unter anderem zum Thema Team- und Organisationsentwicklung. Sie ist seit mehreren Jahren Teil des LOS-Teams, um notwendige Veränderungen in Selbsthilfeorganisationen zu begleiten und sie voranzubringen.