Unser Lernprogramm "Lernort Selbsthilfe"

"Lernort Selbsthilfe" – kurz: LOS! – ist unser Programm für Veränderungsmanagement in Selbsthilfeorganisationen. Es trägt dazu bei, ehrenamtlich Tätige zu qualifizieren, strukturelle Veränderungen zu fördern und die Selbsthilfe zukunftsfähig zu machen.

Die gegenseitige Unterstützung chronisch kranker und behinderter Menschen und ihrer Angehörigen ist das Kernelement der gesundheitsbezogenen Selbsthilfe. Die Arbeit der Selbsthilfegruppen und Selbsthilfeorganisationen funktioniert jedoch nur, wenn sich Menschen in der Selbsthilfe engagieren, Unterstützungsangebote erarbeiten, politische Interessen vertreten und Aktivitäten, die sich an die Gesellschaft richten. Das Arbeitspensum lässt sich besser gemeinsam bewältigen.

 

Das Lernprogramm „Lernort Selbsthilfe“ – kurz: LOS! – möchte Selbsthilfeaktiven dabei helfen, Verantwortung im Ehrenamt zu teilen und die notwendigen Kompetenzen für die Fülle an Aufgaben und Anforderungen in der Selbsthilfearbeit aufzubauen. Alle Informationen zu LOS!, zu den Inhalten und zum Aufbau finden Sie in unserer Broschüre zum Programm.

Die Broschüre können Sie hier herunterladen:

Die Lernmodule

Wie das Programm abläuft und welche Kenntnisse vermittelt werden, richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen der Selbsthilfeorganisationen. Den Aufbau und die Inhalte können die Organisationen frei und flexibel gestalten. Hierfür können sie aus zwölf bestehenden Lernmodulen wählen, die wir im Folgenden kurz vorstellen. Die Organisationen können die Module individuell zusammenstellen oder auch neue Module konzipieren. Unser Team aus erfahrenen Organisationsentwickler*innen hilft gern dabei, das Programm entsprechend der besonderen Bedarfe und Wünsche anzupassen.

Inhalte der Lernmodule

    Modul 1 | Selbstverständnis und Identität

    In Modul 1 geht es um das Herz der Selbsthilfeorganisation. Die Organisationen arbeiten ihren Daseinszweck heraus, analysieren ihre Struktur und Kultur. Ziel des Moduls ist es, Abläufe zu optimieren, die Identifikation von Mitarbeiter*innen und Mitgliedern mit der Organisation zu stärken und die Kommunikation nach innen wie nach außen zu verbessern.

     

    Wir unterstützen die Organisationen dabei, ihr Selbstverständnis zu aktualisieren, Zuständigkeiten zu klären und anzupassen, Spannungsfelder offenzulegen und Konflikte abzubauen. Modul 1 kann auch dazu beitragen, einheitlicher in der Öffentlichkeit aufzutreten und Kooperationen mit externen Partner*innen zu verbessern. Bei Bedarf können wir gemeinsam ein Leitbild oder Motto entwickeln.

    Modul 2 | Beratung

    In Modul 2 lernen die Selbsthilfeorganisationen die theoretischen Grundlagen guter Beratung und nehmen die eigene Beratungsarbeit unter die Lupe – mit dem Ziel, die Zufriedenheit von Beratenden und Ratsuchenden zu steigern und dem Potenzial, neue Mitglieder zu gewinnen.


    Wir legen gemeinsam Beratungsinhalte und Beratungsziele fest, erarbeiten einen Leitfaden für Beratungsgespräche und befassen uns mit der Gesprächsführung in Theorie und Praxis. Außerdem üben wir mit den Teilnehmer*innen Techniken zur Abgrenzung und Selbstfürsorge, um vor Überforderung zu schützen.

    Modul 3 | Gruppenarbeit

    Modul 3 befasst sich mit der Bedeutung, der Qualität und der Wirkung von Selbsthilfegruppen. Ziel ist, die Gruppenarbeit an der Basis aufzuwerten und ihr eine größere Wertschätzung zukommen zu lassen. Die Selbsthilfeorganisationen lernen alles über den Aufbau, das Leiten und Gestalten von Gruppen und können im Idealfall die Nachfrage von Betroffenen steigern.

     

    Zu den Themen des Moduls zählen unter anderem das Gründen und Entwickeln von Gruppen, Gruppendynamiken und der Umgang mit Konflikten sowie Nachfolge und Übergabe. Wir stellen außerdem Unterstützungsangebote für Gruppen vor und zeigen Möglichkeiten auf, mit Kliniken, Ärzt*innen und Partner*innen der Selbsthilfe zusammenzuarbeiten.

    Modul 4 | Krankheitsbewältigung

    Modul 4 setzt sich mit den Krankheitsbildern und den Auswirkungen der Erkrankung auf das Leben der Betroffenen auseinander – vom Basiswissen über die Erkrankung bis hin zu Sinnfragen. Inhaltlich geht es unter anderem um die psychischen, körperlichen und sozialen Auswirkungen chronischer Erkrankungen, um Phasen der Krankheitsbewältigung und Bewältigungsstrategien.

     

    Die Teilnehmer*innen lernen in diesem Modul, ihre Erkrankung zu akzeptieren. Sie setzen sich mit ihrem Verständis von Gesundheit und Krankheit, mit Lebenssinn oder Lebensaufgabe(n) und der Rolle der Angehörigen auseinander. Darüber hinaus vermittelt das Modul praxisnahes Wissen zu relevanten Strukturen im gesundheitlichen Versorgungssystem.

    Modul 5 | Regeln und Formalien

    In Modul 5 befassen sich die Teilnehmer*innen mit den Regeln und Formalien ihres Verbandes und deren Bedeutung für die verbandliche Zusammenarbeit – mit dem Ziel, das Verständnis und die Akzeptanz für organisatorische Grundlagen zu fördern, Abläufe reibungsloser zu gestalten und auf allen Ebenen effektiver zusammenzuarbeiten. Das Modul soll Selbsthilfeorganisationen außerdem dazu befähigen, rechtliche Bestimmungen wie den Datenschutz zu wahren und die zu Verfügung stehenden Mittel rechtlich korrekt zu verwenden.

     

    Inhaltlich geht es unter anderem um Gemeinnützigkeit, Vereinsrecht und Vereinsstruktur, die Beteiligung und Einflussmöglichkeiten der Mitglieder, die Rechte und Pflichten des Ehrenamts sowie das Thema Kassenführung.

    Modul 6 | Öffentlichkeitsarbeit und Social Media

    In Modul 6 lernen die Selbsthilfeorganisationen, wie sie durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit – über klassische Kommunikationskanäle ebenso wie in den sozialen Medien – Betroffene und wichtige Kooperationspartner*innen erreichen und langfristig die Zahl ihrer Mitglieder steigern können. Es dient außerdem dazu, einheitlich und souverän in der Öffentlichkeit aufzutreten.

     

    Die Teilnehmer*innen definieren die Zielgruppen der Selbsthilfeorganisation und lernen, diese differenziert anzusprechen. Sie befassen sich mit analogen und digitalen Instrumenten zur Mitgliedergewinnung, Interessenvertretung und Patientenbeteiligung.

    Modul 7 | Nachfolge und Loslassen

    Die Frage der Nachfolge ist ein Dauerbrenner in Selbsthilfeverbänden. Damit die Nachfolge gelingt, haben sich drei Punkte als entscheidend erwiesen: zeitgemäße Strukturen, das Gewinnen von Mitgliedern und Selbsthilfeaktiven sowie eine hohes Maß an Beteiligung, um die Arbeit auf möglichst vielen Schultern zu verteilen. Modul 3 dreht sich um das Suchen, Beteiligen und Einarbeiten von Mitstreiter*innen ebenso wie um den eigenen Loslöseprozess. 

     

    Die Teilnehmer*innen entwickeln Strategien zur Mitgliedergewinnung und Nachfolgesicherung, erarbeiten Checklisten, um die Einarbeitung zu gestalten, und richten Kompetenzbörsen ein. Sie lernen unter anderem, wie sie Gespräche vorbereiten und führen, mit Generationenkonflikten umgehen und Loslöseprozesse unterstützen.

    Modul 8 | Team und Konflikt

    In Selbsthilfeverbänden führen das gegenseitig geforderte Verständnis und der Wunsch nach Harmonie mitunter dazu, dass Spannungen nicht thematisiert und Aussprachen vermieden werden. Teams – sei es im Vorstand oder in der Gruppenleitung – kommen jedoch nicht umhin, sich mit Konflikten auseinanderzusetzen. Nur so können alle ihren Platz und ihre Aufgabe finden. Um die Frage, wie das gelingen kann, geht es in Modul 8.

     

    Die Teilnehmer*innen erlernen die Grundlagen zur Teamentwicklung und zum Umgang mit Konflikten, verbandlichen Widersprüchen, Erblasten und Tabus, Enttäuschungen und Niederlagen. Ziel ist es, eine offene Streitkultur zu etablieren, mit Fehlern gut umzugehen sowie die Lust an der Arbeit und die gute Laune zu erhalten oder auch wiederherzustellen.

    Modul 9 | Führung und Kommunikation

    Führung findet auf mehreren Ebenen gleichzeitig statt. In der Gruppenleitung ebenso wie in der Vorstandsarbeit geht es darum, Entscheidungen verantwortlich zu treffen, sie überzeugend zu vermitteln und in der Breite umzusetzen. Einer klaren und umsichtigen Kommunikation – insbesondere durch die höchste Führungsebene – kommt dabei eine große Bedeutung zu. 

     

    Modul 9 richtet sich vor allem an Menschen in Führungspositionen oder mit Führungsaufgaben, die ihr strategisches Denken, ihr Urteilsvermögen und ihre Entscheidungskompetenz stärken möchten. Die Teilnehmer*innen lernen unter anderem , wie sie die Zusammenarbeit zwischen Haupt- und Ehrenamt fördern und wie eine gute Kommunikation über alle Ebenen gelingt.

    Modul 10 | Interessenvertretung und Netzwerkarbeit

    Die Interessenvertretung gegenüber Politik und Gesellschaft zählt zu den zentralen Aufgaben der Selbsthilfe und ist ohne eine gute Netzwerkarbeit kaum möglich. Um beides zu gewährleisten und zu erleichtern, betrachtet Modul 10 die übergeordneten Strukturen der Selbsthilfe, wirft einen Blick auf aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen oder auch Fragen zur Forschung.

     

    Unsere Expert*innen unterstützen die Selbsthilfeorganisationen dabei, sich nach außen zu profilieren, relevante Entwicklungen oder Trends zu identifizieren und sich zu positionieren. Die Teilnehmer*innen lernen unter anderem, souverän in Gremien aufzutreten, analog und digital zu netzwerken, ihre Themen in den Medien zu platzieren und gut mit Krankenkassen und anderen Förderinstanzen zusammenzuarbeiten.

    Modul 11 | Auftreten und Rhetorik

    Messen, Konferenzen, Gremien – in der Selbsthilfearbeit gibt es unterschiedliche Anlässe, bei denen Vertreter*innen aus den Verbänden die verbandlichen Leistungen, Sachthemen oder Positionen vorstellen müssen. Damit sie dieser Aufgabe gewappnet sind und ihre Beiträge überzeugend präsentieren können, befasst sich Modul 11 mit dem öffentlichen Auftreten und der Rhetorik.

     

    Die Teilnehmer*innen üben gemeinsam mit unseren Expert*innen Präsentationstechniken und rhetorische Tricks, befassen sich mit ihrer Körpersprache und lernen, sowohl mit Lampenfieber als auch mit Kritik oder (kritischen) Rückfragen sicher umzugehen.

    Modul 12 | Verlust und Trauer

    Jeder Mensch ist früher oder später in seinem Leben mit Verlust und Trauer konfrontiert. Die Selbsthilfe kann Trauerprozesse begleiten und ihre Mitglieder und Mitarbeiter*innen durch hilfreiche Kommunikation, Methoden und Rituale unterstützen.

     

    Modul 12 thematisiert die unterschiedlichen Formen von Trauer, mögliche Reaktionen auf Trauer und den angemessenen Umgang mit trauernden Menschen. Die Teilnehmer*innen beleuchten ihre individuellen Erfahrungen und setzen sich mit der eigenen Rolle als Trauerbegleitende und der Rolle der Gruppe auseinander, aber auch mit ihren Grenzen und Selbstfürsorge.