Selbsthilfe BEWEGEN - Die Module

Das Programm „Selbsthilfe BEWEGEN“ wurde eigens dafür entwickelt, SHO beim ERNEUERN zu unterstützen. Dabei geht es auch immer darum, die Selbsthilfe im Kern zu BEWAHREN und zu GESTALTEN. Das Programm „Selbsthilfe BEWEGEN“ soll also helfen, die Hebel für anstehenden Wandel zu entdecken, dessen Auswirkungen abzuschätzen und vorhandene Stärken zu nutzen. Erfahrene Organisationsentwicklerinnen begleiten den Prozess und sorgen mit Blick von außen dafür, dass Bestehendes gezielt hinterfragt werden kann – immer mit Respekt vor dem gewachsenen System. Zur Auswahl stehen 6 Module, die typische Themen und aktuelle Entwicklungen der Selbsthilfearbeit aufgreifen. Einige sind Dauerbrenner.

Die Broschüre „Selbsthilfe BEWEGEN“ zum download

Modul 1 | Strategie und Veränderung

Es geht bei diesem ersten Modul um nichts Geringeres als um den Fortbestand von gewachsenen Selbsthilfeorganisationen, die unbestritten schon vieles erreicht haben. Gesellschaftliche und gesundheitspolitische Veränderungen, sowie Auswirkungen
des Web 2.0 etc. fordern die Selbsthilfe regelmäßig neu heraus. Damit verknüpft sind drängende, existenzielle Fragen. Es geht meist um Neuausrichtung und Querdenken! Darüber hinaus geht es immer wieder um eine Auseinandersetzung mit dem verbandlichen Selbstverständnis – und das auf allen Ebenen.

Ihre Fragen

  • Wie kann sich unser Verband zeitgemäß aufstellen, ohne seine Wurzeln zu verlieren?
  • Woran erkennen wir wichtige interne und externe Entwicklungen, auf die wir reagieren sollten?
  • Welche können wir ignorieren?
  • Inwieweit steht Professionalisierung an? Wo ist die Grenze?
  • Wie viel Selbsthilfe ist möglich, wie viel Dienstleistung und Verbandsmanagement sind nötig?
  • Was heißt für uns Erfolg? Viele Mitglieder? Gute Beratung? Vitale Gruppen? Verbesserungen im Versorgungssystem? Viele Fördermittel?
  • Welche unserer Ziele und Werte leben wir im Alltag?
  • Inwiefern kann Selbsthilfe zeitgemäß und dochzeitlos sein? 
  • Welche Rechtsformen stehen (noch) zur Verfügung? 
  • Wie und wo können und wollen wir Einfluss nehmen?

Ihr Nutzen

  • Stärkung von Identifikation und Zusammenhalt
  • Profilschärfung
  • Überzeugender Auftritt in der Öffentlichkeit zur Gewinnung von Mitgliedern und hilfreichen Partnern
  • Verhinderung von Vereinnahmung und Instrumentalisierung
  • Verringerung der Kluft zwischen Spitze und Basis
  • Beförderung notwendiger Veränderungen

Modul 2 | Ressourcen-Check! Ist „gut“ noch gut genug?

Am besten funktionieren jene Selbsthilfeverbände, in denen die Aufgaben überschaubar und machbar sind, d.h. in denen sich Ressourcen und Anforderungen ungefähr die Waage halten. Die Ressourcen können personeller, finanzieller und ideeller Art sein. Bei steigenden Anforderungen sowie wenig Mitstreitern und Mitteln kann ein Verband in eine Schieflage geraten. „Macht halt weniger!“ Das klingt so einfach und ist doch so schwer! Gleichzeitig hat man den Eindruck, es sind immer zu wenig Engagierte und man tut nie genug.

Ihre Fragen

  • Über welche Ressourcen verfügen wir überhaupt?
  • Wofür verwenden wir unser Geld? Welche Art „Rendite“ wollen wir einfahren?
  • Sind wir bereit, mehr in unsere eigene Verbandsentwicklung zu investieren? 
  • Was ist machbar und trotzdem (oder gerade deswegen) gut?
  • Wie können wir entscheiden, welche Anfragen wichtig/ unwichtig sind? 
  • Woher wissen wir, was sich lohnt? 
  • Wie finden wir wieder mehr Lust und Freude am Tun, was dann andere anstecken könnte?
  • In unserem Verband hat sich so viel Wissen angesammelt. Müssen wir alles wissen? 
  • Woran merken wir, dass wir genug getan haben?

Ihr Nutzen

  • Klärung von Anspruch und Machbarkeit
  • Erkennen ungünstiger Antreiber, die zur Überforderung führen 
  • Aktivierung ungenutzter Potenziale auf allen Ebenen 
  • Erleichterung der Zugänge zur aktiven Mitarbeit
  • Einigung auf zweitbeste Lösungen
  • Planung von Stellvertreterregelungen / Umgang mit Ausfällen
  • Aufbau von gezieltem Wissensmanagement

Modul 3 | Nachfolge und Loslassen: ein Abenteuer!

Die Nachfolge! Ein Dauerbrenner in Selbsthilfeverbänden. Kein Wunder, denn eine erfolgreiche Übergabe geht nicht von alleine. Und selbst bei großen Anstrengungen gelingt die Nachfolge oft nicht wie gewünscht. Sie hängt von vielen kleinen und einigen größeren Schritten ab. Als entscheidend haben sich erwiesen: Geduld, regelmäßige Gewinnung neuer Mitglieder und eine Haltung, die Selbsthilfe als etwas betrachtet, das von möglichst vielen Engagierten getragen werden muss und dem Dienstleistungs-credo den Rücken kehrt. Im Rahmen dieses Moduls sollen Strategien zur Suche, Beteiligung und Einarbeitung entwickelt werden. Es geht um die Vorbereitung und Durchführung von Gesprächen zur Gewinnung von Mitstreitern und Interessierten genauso wie um den eigenen Loslöseprozess. Wenn es gelingt, die Arbeit auf möglichst viele Schultern zu verteilen, ist das der beste Schutz vor Überlastung und gleichzeitig eine überzeugende Werbung zur Mitarbeit.

Ihre Fragen

  • Gibt es im Verband ein Bewusstsein für die Nachfolgesicherung?
  • Woran erkennen wir, dass sich alle um Nachfolge bemühen? 
  • Wie schaffen wir bestmögliche Bedingungen für Mitarbeit und Beteiligung? 
  • Wie können wir auf kurzzeitiges Engagement besser reagieren? 
  • Mit welchen Argumenten gewinnen wir Interessierte? 
  • Wie begegnen wir der Angst vor „zu großen Schuhen“? 
  • Wie gestalten wir die Einarbeitung? 
  • Was müssen die Nachfolger wissen? 
  • Wie können wir Checklisten zur Orientierung erarbeiten? 
  • Wie unterstützen und befördern wir den Loslöseprozess? 
  • Was brauchen diejenigen, die gehen und jahrelang viel Zeit und Herzblut in die Selbsthilfe investiert haben? 
  • Wie finden wir mit den möglichen Konflikten zwischen den Generationen einen guten Umgang? 
  • Woher wissen wir, welche Kompetenzen unter unseren Mitgliedern und Ehrenamtlichen vorhanden sind? 
  • Wie sorgen wir für die Erneuerung der Basis durch neue Mitglieder?

Ihr Nutzen

  • Strategien zur Nachfolgesicherung und Mitgliedergewinnung
  • Checklisten zur Gestaltung der Einarbeitung 
  • Einrichtung von Kompetenzbörsen 
  • Flexibilität im Umgang mit kurzzeitigem Engagement 
  • Entmythologisierung von Ämtern 
  • Unterstützung des Loslöseprozesses

Modul 4 | Führung und Kommunikation

Eine SHO ist wie eingangs ausgeführt „Eines und viele zugleich“. Führung findet deshalb auf mehreren Ebenen gleichzeitig statt – wenn auch in der Gruppenleitung auf andere Weise als in der Vorstandsarbeit. Immer geht es jedoch darum, Entscheidungen verantwortlich zu treffen, überzeugend zu vermitteln und in der Breite umzusetzen. Und das möglichst auf der Grundlage eines gemeinsamen Selbstverständnisses und einer entsprechenden strategischen Ausrichtung.

Es liegt auf der Hand, welche Bedeutung dabei einer klaren und gleichzeitig umsichtigen Kommunikation zukommt. Das gilt insbesondere für die Vorstandsebene, die regelmäßig Diskussionsräume schaffen muss, um grundlegende Fragen mit den Verantwortlichen aller Ebenen bearbeitbar zu machen. Führung an der vordersten Front stellt zweifellos eine Aufgabe dar, die selten nebenher zu erledigen ist. Denn während an der Basis Nähe, Verständnis und Befindlichkeiten im Vordergrund stehen, werden an der „Spitze“ vorausschauend agierende Führungskräfte gebraucht, die ihre persönlichen Bedürfnisse zurückstellen, die im Sinne des großen Ganzen strategisch denken, möglichst viele Fäden in der Hand halten und sich nicht scheuen, auch unpopuläre Entscheidungen bundesweit umzusetzen.

Ihre Fragen

  • Welches Verständnis haben wir von Führung?
  • Welches Bild haben wir von unserer Organisation? 
  • Wie kann effektive Kommunikation über alle Ebenen hinweg gelingen? 
  • Wie viel Vorgabe und Orientierung sind nötig, wie viel Vertrauen und Selbststeuerung sind möglich? 
  • Wie kommen wir als Vorstand oder Gruppenleitung mit unseren vielfältigen Rollen zurecht (z.B. als Interessenvertreter, Arbeitgeber, Repräsentanten, Laien, Krisenmanager, Betroffene etc.) 
  • Woran können wir die Qualität unserer Arbeit ablesen? 
  • Welches Ausmaß an Verantwortung lässt sich mit dem Ehrenamt vereinbaren? 
  • Wie funktioniert eine gute Zusammenarbeit zwischen Ehren- und Hauptamt? 
  • Wie nutzen wir die neuen Medien entsprechend unserem Bedarf (Information und Mitgliedergewinnung, virtuelle Vorstandsarbeit etc.) 
  • Sie haben viele gute Pläne. Aber die Umsetzung ist schwierig?

Ihr Nutzen

  • Beförderung der Zusammenarbeit zwischen Ehren- und Hauptamt
  • Bessere Vereinbarkeit der vielfältigen Rollen von Vorstand oder Gruppenleitung (z.B. als Interessenvertreter, Arbeitgeber, Repräsentanten, Laien, Krisenmanager, Betroffene etc.)
  • Erarbeitung von Qualitätsindikatoren
  • Stärkung des Urteilsvermögens und der Entscheidungskompetenz
  • Stabilisierung aller Ebenen

Modul 5 | Von Segen und Last der Vielfalt (Diversity Management)

Schon immer trafen in der Selbsthilfe Menschen mit unterschiedlichen sozialen und beruflichen Hintergründen aufeinander, sodass verschiedene Denkweisen, Wissensstände und Arbeitsstile aufeinander abgestimmt werden mussten. Diese Vielfalt scheint zuzunehmen. Die Vielfalt kann sich aber auch auf unterschiedliche Diagnosegruppen oder auf die beteiligten Gruppierungen beziehen, wenn sich z.B. neben Betroffenen auch Angehörige und Professionelle auf gemeinsame Ziele einigen müssen. I.d.R. meiden Menschen das Fremde und suchen das Vertraute.

Die jeweils „Anderen“ packen wir schon mal in Schubladen und holen sie nicht unbedingt so schnell wieder da raus. Die Folge sind Missverständnisse und Spannungen. Vielfalt kann aber auch schon bei Merkmalen wie Alter und Geschlecht zur Herausforderung werden. Mit Hilfe des vorliegenden Moduls sollen SHO darin unterstützt werden, ihre Vielfalt wahr- und anzunehmen. Wenn über die Unterschiedlichkeit gesprochen werden kann, birgt sie weniger Konfliktpotenzial.

Ihre Fragen

  • Was macht unsere Vielfalt aus? 
  • Welche ungenutzten Chancen stecken darin? 
  • Welche unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen haben die einzelnen Gruppierungen an die Arbeit? 
  • Wie gestalten wir den Dialog/Trialog? 
  • Wie können die unterschiedlichen Perspektiven einen Mehrwert für den Umgang mit der Erkrankung/Behinderung und für die Interessenvertretung befördern? 
  • Welche Kompetenzen brauchen wir im Umgang mit Vielfalt? 
  • Wie können wir die Vielfalt als das „Normale“ begreifen, was uns zwar etwas abverlangt, was uns aber auch weiterbringt? 
  • Wie können wir einen Raum schaffen, sodass wir voneinander lernen? 
  • Wie viel Unterschiedlichkeit halten wir aus? Wo ist die Grenze? 
  • Welchen Preis zahlen wir bei einer Abspaltung?

Ihr Nutzen

  • Gestaltung von Dialog/Trialog 
  • Klärung des Bedarfs der vorhandenen Gruppierungen sowie Integration in die Verbandsstruktur 
  • Förderung von Toleranz sowie der Bereitschaft, voneinander zu lernen 
  • Verdeutlichung des Mehrwerts der unterschiedlichen Perspektiven für den Umgang mit der Erkrankung/Behinderung und für die Interessenvertretung

Modul 6 | Team und Konflikt

Teamarbeit ist heute fast zur selbstverständlichen Erwartung geworden und doch stellt sie die Beteiligten immer wieder vor große Herausforderungen. Genauso wie andere Organisationen haben auch Selbsthilfeverbände über die Jahre ihre eigene
Konfliktkultur entwickelt: Das gegenseitig geforderte Verständnis für die Erkrankung/Behinderung und der Wunsch nach Harmonie führen mitunter dazu, sich gegenseitig eher zu schonen, als Spannungen offen anzusprechen. Teams – sei es im Vorstand oder in der Gruppenleitung – kommen jedoch nicht umhin, sich auseinander zu setzen, damit alle ihren Platz und ihre Aufgabe finden. Vorstandsteams müssen zudem die übergeordneten Widersprüche und Spannungsfelder des Verbandes transparent machen und bearbeiten. Insofern kann es kein Ziel sein, Konflikte zu vermeiden. Wenn die Verantwortlichen erkennen, dass der „Sand im Getriebe“ viel häufiger auf strukturelle Zwänge als auf menschliches Versagen zurückzuführen ist, dann erübrigen sich nicht nur Schuldzuweisungen. Konflikte verlieren zudem ihre Sprengkraft und Dramatik.

Ihre Fragen

  • Welche Erwartungen haben wir an die Arbeit und an unsere Rolle? 
  • Wie ermöglichen wir Teamführung und vermeiden die Anhäufung von Last und Macht auf Einzelne? 
  • Wie treffen wir Entscheidungen? 
  • Wie lösen wir Spannungen und Konflikte auf konstruktive Weise? 
  • Was sind typische Kommunikationsmuster in Teams /bei uns? 
  • Wie wappnen wir uns vor den „Tücken“ der virtuellen Vorstandsarbeit (z.B. bei der E-Mail-Kommunikation)? 
  • Wie binden wir möglichst alle Beteiligten ein? 
  • Wie schaffen wir eine offene Streitkultur, die der Sache zuträglich ist und persönliche Schuldzuweisungen vermeidet? 
  • Wie begegnen wir Erblasten und Tabus, die „unter der Wasseroberfläche“ bedrohlich werden können? 
  • Wie feiern wir unsere Erfolge? 
  • Wie sorgen wir für gegenseitige Anerkennung und Motivation, für Lust an der Arbeit und gute Laune?

Ihr Nutzen

  • Teamentwicklung 
  • Kompetenzen im Umgang mit verbandlichen Widersprüchen und Dilemmata 
  • Erarbeitung einer offenen Streitkultur, die der Sache zuträglich ist und persönliche Schuldzuweisungen vermeidet 
  • Umgang mit Erblasten und Tabus, die „unter der Wasseroberfläche“ bedrohlich werden können 
  • Vermeidung der „Tücken“ bei der virtuellen Vorstandsarbeit (z.B. bei der E-Mail-Kommunikation) 
  • Fehlermanagement (auch für den Umgang mit Enttäuschungen und Niederlagen)